Menschen bewegen Schwerte


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Bewegende Momente bei „Menschen bewegen Schwerte“

Mitgestalten der Heimat und Toleranz für ein friedliches Miteinander waren die großen Themen des Abends

Mit der Anregung an alle, sich zu engagieren und somit die Heimat selbst mit zu gestalten, setzten die beiden Gesprächs-Gäste der Bürger*innen-Reihe „Menschen bewegen Schwerte“ im Alten Rathaus der Schwerter Mitte einen weiteren Akzent für das Ehrenamt in Schwerte.

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Aynur Akdeniz, Vorsitzende des Integrationsrates und Thomas Wild, Vorsitzender des Förderverein Elsebad, beschrieben in kurzweiligen und auch emotionalen Gesprächen mit den Moderatorinnen Martina Horstendahl und Jennifer Sandhu aus dem „Atelier der Ideen“ die Entwicklung ihres Lebensweges und ihrer Motivation hin zum Ehrenamt.

Dazu sorgten Fotos aus dem Familienalbum höchst unterhaltsam für die passende Bebilderung der einzelnen Lebensstationen. Auf die Schluss-Frage, was sie sich für die Zukunft Schwertes wünschen, endete die Runde mit dem einstimmigen Appell der beiden Gesprächs-Gäste: dass sich alle für ein Miteinander aller Kulturen und Religionen auf Augenhöhe stark machen mögen, sich Rechtspopulismus entgegenstellen, die Demokratie stärken und somit gemeinsam unsere Heimat schützen und erhalten. Darauf reagierten die zahlreichen Gäste mit starkem Applaus und Zustimmung.

csm_03a_Am_Fenster_7606c42b63 Thomas Wild: schon als Kind oft gut gelaunt

Thomas Wild: vom Klassensprecher über den Zivildienst zum Elsebad

Thomas Wild, geboren 1955 in Dortmund, kam sofort in den Genuss von gleich drei „Zusatz-Müttern“ neben seiner eigentlichen: Denn drei mehr als 15 Jahre ältere Schwestern kümmerten sich mit viel Liebe um den Kleinen. „Noch heute verbringen wir Geschwister einmal im Jahr eine Woche Urlaub zusammen“, erzählt Thoams Wild und betont, wie wichtig Familie für ihn ist.

Thomas Wild besuchte als Kind dann zwar bereits die Zwergschule in Buchholz und das Friedrich-Bährens-Gymnasium – richtiger Schwerter wurde er aber erst nach seinem Zivildienst in Unna und dem Lehramt-Studium (Deutsch und Pädagogik) in Münster.  

Umzug auf das Gemüsebeet der Schwiegermutter

1992 zog er mit Frau Annette und den drei Kindern nach Schwerte-Ergste „auf das Gemüsebeet der Schwiegermutter“,  auf dem ein neues Haus für die junge Familie in direkter und äußerst friedlicher Nachbarschaft mit den Schwiegereltern gebaut wurde. Dazu erklärt  Thomas Wild: „Wir haben eine gute Balance zwischen sich helfen und sich in Ruhe lassen gefunden.“

csm_10_Im_Elsebad_54f1f82049 Thomas Wild im Kreise seines engagierten Elesebadteams

Neben seiner mit großer Begeisterung betriebenen Berufstätigkeit im Dortmunder Weiterbildungsinstitut „Projekt Deutsch Lernen“ (Fachbereichsleitung Integrationskurse) und der leidenschaftlichen Mitwirkung im Chor „Chorlorado“ schlägt  sein Herz mit nicht minderer Hingabe für den ehrenamtlichen Wiederaufbau und Betrieb des Bürgerbads Elsebad.

Mit dem Elsebad ein zerstörtes Stück Heimat wieder aufgebaut

Er hat mit dazu beigetragen, das Stück Heimat, das zerstört worden war, wieder zu errichten und ein neues Stück Heimat für alle zu gewinnen.  Als Vorsitzender des Fördervereins (seit 1998) sieht er neben den zahlreichen organisatorischen Maßnahmen der Vorstandsarbeit zudem seine Aufgabe darin, die vielen ehrenamtlichen Aktiven des Bürgerbads zusammenzuhalten, sie zu motivieren und bei positiver Laune zu halten (dazu tragen u.a. seine regelmäßigen erheiternden Rundbriefe bei). Wichtig ist ihm auch,  für Transparenz und gute Kommunikation zu sorgen, damit jeder das Bad gleichberechtigt mitgestalten kann.

Die vielen Mitgestalter des Bürgerbads mit Transparenz und positiver Laune motivieren

Und Mitgestalter des Elsebads gibt es viele seit den Anfängen der Initiative von Bürger*innen 1995: damals angeführt von starken Initiatoren wie Bernd Westerhoff und hervorgegangen aus der Interessengemeinschaft von Villigster Treff und Schicht Ergste, engagieren sich, wie Thomas Wild  mit Freude schildert, noch heute zahlreiche Menschen mit Spaß und großem Einsatz für ihr Bürgerbad – jung und alt. Und stets nach dem Wahlspruch: „Gut ist, was für das Elsebad gut ist!“

csm_Aynur_4_ddfc81870d Aynur Akdeniz als pfiffiges Kind

csm_IMG_E8735_a7a4339186 und mit Eltern in der „Amsel“

Aynur Akdeniz: Ein Schwerter Kind, das sich für Schwerte einsetzt

„Ich bin ein echtes Schwerter Kind“ erzählt Aynur Akdeniz zu ihrem Baby-Foto aus dem Marienkrankenhaus von 1975. Zwar zog die Familie noch einmal kurzfristig in die Türkei, doch seit ihrer Kleinkindzeit lebt Aynur Akdeniz in Schwerte. Nach dem Kindergarten in der Jägerstraße und der Friedrich-Kayser-Schule war ihre nächste Station die Realschule. Im Anschluss wechselte sie zum Friedrich-Bährens-Gymnasium, wo das Abitur für die fleißige Schülerin kein Problem war, ebenso wenig wie das Jurastudium an der Uni Bochum, das sie in der sagenhaft kurzen Zeit von 8 Semestern absolvierte.

Eltern und Ziehmutter aus dem Haus prägen das Leben

Als ganz wichtige Menschen in ihrem Leben bezeichnet Aynur Akdeniz ihre Eltern, die ihr immer freie Entscheidungen ermöglicht und ihren Bildungsweg mit Stolz unterstützt hätten: „Obwohl meine Mutter selbst sehr konservativ erzogen worden war, hat sie mir viel Freiheit gelassen. Wichtig war ihr immer, dass ich eine gute Bildung erhalte“. Und dafür hat nicht zuletzt auch die nette Dame gesorgt, die mit im Hause wohnte und Aynur nahezu täglich beim Schliff der Sprache und bei den Hausaufgaben unterstützt hat. „Sie war meine Ziehmutter und ebenfalls ganz stark prägend für mich,“ denkt Aynur Akdeniz voll tiefer Dankbarkeit und Zuneigung an ihrer Förderin, die vor Kurzem verstorben ist.

csm_IMG_3497_e3ae42794c Aynur Akdeniz mit den Kolleg*innen des Integrationsrats

Wissen verhilft schon in der Kindheit zum Helfen

Aufgrund der guten Sprachkenntnisse, die Aynur Akdeniz somit schon als Kind vorweisen konnte, sei sie, wie sie berichtet, oft um Hilfe gebeten worden, Freunden und Bekannten bei Besuchen von Ämtern oder Krankenkassen als Übersetzerin zu helfen. Schon damals konnte Aynur Akdeniz ihr Wissen zur Unterstützung anderer einsetzen.

Aktiv im Integrationsrat und Türkischer Elternbund

Und dies hat sich bis heute durch ihr Leben gezogen. Bereits in ihrer Abitur-Phase  wurde sie Mitglied des Integrationsrates und wenige Jahre später zur Vorsitzenden gewählt. Die Aufgabe des Integrationsrates ist,  sich um die unterschiedlichen Belange von Schwerter Mitbürgern zu kümmern, die ausländische Wurzeln haben und für ein einträchtiges Miteinander aller Kulturen in unserer Stadt zu sorgen. 2004 zählte sie zudem zu den Mitbegründer*innen des Türkischen Elternverein Schwerte, dessen Anliegen neben der Chancengleichheit für türkischstämmige Kinder im deutschen Bildungssystem auch die Weiterbildung von Müttern mit türkischen Hintergrund ist, damit sie in der  Erziehung auch den Bildungsweg der Kinder positiv unterstützen können.

Auch in ihrer Anwaltspraxis in Hagen stehe das Motiv des Helfens oft im Vordergrund, wie Aynur Akdeniz schildert: „Manchmal bin ich erst einmal mehr als eine Art Therapeutin gefragt,  und danach erst als Juristin.“ Denn viele Klienten und Klientinnen kämen mit großen Problemen, die sie sich erst einmal von der Seele reden müssen – so etwa Frauen, die Gewalt in der Familie erlebt haben. „Ich freue mich dann immer, wenn ich die Frauen später wiedertreffe und sie mir erzählen, dass sie meinen Rat zur Trennung etwa angenommen haben und nun wieder aufblühen und Selbstbewusstsein demonstrieren,“ erklärt Aynur Akdeniz.

csm_993f9efd-813e-4afa-b137-abf4ec0d95e8_8acf632348 Izel & Rana überzeugten mit viel Herz in ihrer Musik

Rana und Izel berühren das Publikum mit Friedenshymne „Imagine“

Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung gestalteten die jungen Musikerinnen Rana und Izel.  Emotionaler Höhepunkt ihrer Vorträge war John Lennons Song „Imagine“,  der und zu einer Art Friedenshymne geworden ist von der Vision des friedlichen Zusammenlebens aller Menschen erzählt. Dies sei auch ihr besonderes Anliegen,  betonten die  Musikerinnen und freuten sich, dass das Publikum anhand der ausgelegten Texte einhellig in den Gesang einstimmte.

Text und Redaktion: Martina Horstendahl, Fotos: Mohammad Mahfoud, Martina Horstendahl + Privat-Archiv

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Aynur Akdeniz baut Brücken der Kommunikation                                                                                  Thomas Wild baut das Elsebad mit auf

Menschen bewegen Schwerte: Jennifer Sandhu und Martina Horstendahl begrüßen zwei Aktivposten auf dem Sofa

Aynur Akdeniz und Thomas Wild bewegen eine Menge in Schwerte: die beiden Aktivposten sind zu Gast in der nächsten Sofa-Runde im Gespräch mit Martina Horstendahl und Jennifer Sandhu. In der Reihe „Menschen bewegen Schwerte“ erzählen die beiden Gäste am Donnerstag, 16. Mai, in gemütlichem Rahmen, wie sie zu ihrem Engagement und ihrem Ehrenamt gekommen sind.

Rechtsanwältin Aynur Akdeniz baut Brücken der Kommunikation in ihrem Amt als Vorsitzende des Integrationsrates, Thomas Wild baut als Vorsitzender des Fördervereins Elsebad das Bürger-Bad in Schwerte-Ergste mit auf. Begleitet werden die Gespräche mit Fotos aus dem Familienalbum, die den Lebensweg aufzeigen und verdeutlichen, welchen Verlauf die persönlichen Entwicklungen bis heute genommen haben.  „Wir möchten die individuelle Person hinter dem Engagement zeigen und vermitteln, was sie bewegt, uns zu bewegen,“ erklärt Martina Horstendahl, Koordinatorin des Bürger-Engagements der Bürgerstiftung St. Viktor und Mit-Moderatorin der Runde und fügt an: „Wir ergründen, warum sich diese Menschen in großem Maße für das Wohl von uns allen einsetzen.“  

„Menschen bewegen Schwerte“ ist ein ehrenamtliches Bürger-Projekt aus dem „Atelier der Ideen“ der Bürgerstiftung St. Viktor. Projekt-Mitorganisatorin und Co-Moderatorin Jennifer Sandhu erläutert: „Dies ist ein Projekt von Bürger*innen für Bürger*innen über Bürger*innen. Damit betonen wir das vielseitige Ehrenamt in Schwerte und das besonders große und gute Miteinander der Menschen in unserer Stadt.“  Die Gesprächsrunde, begleitet von einem kleinen musikalischen Beitrag, beginnt um 19 Uhr im Alten Rathaus der Schwerter Mitte am Markt. Der Eintritt ist frei, über Spenden freuen sich die aktiven Bürger*innen der Stiftung. Jennifer Sandhu lädt ein: „Alle sind herzlich willkommen. Wir freuen uns auf einen sehr spannden und interessanten Abend.“


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Bühnen-Multitalent kümmert sich um Menschen mit Beeinträchtigung

Anwältin einer besseren Welt mit Hang zu Romantik zeigt großen Mut

Humorvoller und gemütlicher Abend bei „Menschen bewegen Schwerte“ mit Gunther Gerke und Sara Buschulte

Gunther Gerkes erster Gesangsauftritt in Schwerte – vor knapp 50 Jahren als Kind auf dem Schwerter Weihnachtsmarkt – war von einem Mysterium begleitet: Stargast Elfie Graf („Herzen haben keine Fenster“) holte mit der Frage, wer denn einmal mitsingen möchte, den Jungen aus dem Publikum auf die Bühne, um gemeinsam ein Weihnachtlied vorzutragen.  „Leise rieselt der Schnee“ war das Erste, das dem kleinen Gunther einfiel. Da Elfie schnell merkte, dass der Kleine singen konnte, zog sie sich nach und nach aus dem Vortrag zurück und überließ dem Jungen den Gesang. …Und zur letzten Strophe fielen dann tatsächlich in jenem Winter das erste Mal Schneeflocken auf die Ruhrstadt!

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Der kleine Gunther sang den Schnee herbei

„Am nächsten Tag stand dann in der Zeitung: Der kleine Gunther sang den Schnee für Schwerte herbei“, erzählte Gunther Gerke bei seinem Besuch in der Reihe „Menschen bewegen“. Lacher und Beifall der Gäste waren ihm für diese und viele weitere humorvolle Geschichten aus seinem Leben gewiss. Doch auch Berührendes war zu hören.

So erfuhren die Gäste bei dem Interview mit Martina Horstendahl im Alten Rathaus auch von dem väterlichen Druck, etwas „Vernünftiges zu lernen“, der Gunther Gerke über eine kaufmännische Lehre und verschiedene Jobs – u.a. als Vertreter für Friseurzubehör – letztlich in seinem Beruf als Betreuer einer Behinderten-Gruppe in Iserlohn zur Ruhe kommen ließ – erst kürzlich hat er dort sein 25-jähriges Arbeits-Jubiläum gefeiert.

Operette sich wer kann

Parallel dazu hatte Gunther Gerke aber auch stets seine Musik-Obsession verfolgt: mit ersten Auftritten mit Partnerin als „Dennis und Dennise“ in der Schwerter Disco „Papillon“ über eine klassische Gesangsausbildung und Auftritten im Musical „Die lustige Witwe“ in Dortmund  bis hin zu den Vorstelllungen in seinen kleinen heimischen Kellertheater. Dazu gehörten auch die Gründungen der „Bühnenelche“ und der „Schwerter Operettenbühne“,  die ihren Erfolg auch aus ihrer Schrägheit zogen, gemäß dem Motto: „Operette sich wer kann!“

Bei Richterin Salesch als Vater, der seine Zwilling entführt

Auch im TV war Gunther Gerke bereits in kleinen Rollen von Scripted-Reality-Sendungen zu sehen : Etwa bei Fernseh-Richterin Salesch als Zuhälter, als Vater, der seine Zwillinge entführt hat oder als randalierender Alkoholiker. In dem Film „Das blaue vom Himmel“ hat er als Statist mitgewirkt.

Hallöchen in Ergste 2.0

Über einen Auftrag vom WDR, kleine Porträts über verschieden Städte musikalisch zu gestalten, entstand die Idee zu dem inzwischen kultigen Doku-Filmprojekt „Hallöchen in Ergste“, das Gunther Gerke zusammen mit Elias Passavanti umgesetzt hat . Dabei hat er auch die Darbietung einer Messerwerferin fortgeschrittenen Alters, die ich für den Film als lebendes Vorführungsobjekt ihrer Wurfkunst nutzt, mit Herzklopfen aber unbeschadet überstanden. Teil 2 des Ergste-Films ist bereits in Arbeit.: „Kürzer und knackiger“, wie Gerke ankündigt.

Glücklicher und zufriedener Mensch

Mit aufrichtiger Ehrlichkeit, die es auch nicht an Selbstironie fehlen ließ, berichtete Gunther Gerke höchst unterhaltsam von den so verschiedenen Facetten seines Lebens, um mit der für ihn typischen positiven Lebenshaltung zu dem Schluss zu kommen: „Ich bin ein glücklicher und zufriedener Mensch. Mir wird so viel Freundlichkeit und Sympathie in meinem Leben entgegengebracht –  und jetzt bin ich fast schon ein bisschen gerührt. Aber das ist einfach so schön.“  

„My way“ und Schwerte-Hymne als Symbole des bisherigen Lebens

Für seinen musikalischen Vortrag hatte Gunther Gerke das Frank-Sinatra-Lied „My way“ in einer deutschen Fassung ausgesucht, weil es passend für sein Leben sei. Begleitet von Sara Buschulte auf dem Klavier war Gänsehaut garantiert. Und natürlich durfte die Schwerte-Hymne auch nicht fehlen.

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Sara Buschulte outet sich als „Waldi“

Als das Mikro dann zum nächsten Gast der Runde wechselte, kamen mit Sara Buschulte (geb. 1983) und Moderatorin Jennifer Sandhu die jüngere Generation zu Wort. Sara Buschulte meinte zu Beginn: „Ich muss mich gleich einmal als Waldi outen. Ich bin gerne zur Waldorfschule gegangen.“ Besonders gefallen habe ihr dort das gelehrte und praktizierte Sozialverhalten, das sie als wichtigen Gegenentwurf zur egoistischen Gesellschaft sieht und auch ihr Leben stark präge.

In kommunenaritger Gemeinschaft glücklich aufgewachsen

Aufgewachsen in einer „kommunenartigen Gemeinschaft“ mit einer anderen Familie hat Sarah die Jugend mit ihrem Bruder und ihren „Herzensgeschwistern“, wie sie die beiden Kinder der anderen Familie nennt, in einer für Kinder idyllischen Gemeinschaft und Freiheit in Dortmund erlebt. Doch die Idylle zerbrach, als beide Elternpaare und die Familien sich trennten und die Kinder auseinanderzogen. Während des Abiturs schlugen sowohl die erste eigenen Wohnung als auch erste schriftstellerische Versuche fehl. „Man saß den ganzen Tag alleine am Computer. Das war überhaupt nicht so romantisch, wie ich es mir vorgestellt hatte“, berichtete Sara Buschulte mit einem Augenzwinkern. Als kein Verlag gefunden wurde, sei auch das „Projekt Schreiben“ zunächst beendet worden.

Nach Scheitern als Schriftstellerin glücklich mit Kunst und Musik

Ein  zunächst enthusiastisch angegangener Ausflug in das Berufsfeld der Hebamme wurde schnelle beendet: „War auch nicht so romantisch wie erwartet“. Die Konzentration auf ihre beiden schon in der Kindheit aufgeblitzten anderen Talente -Kunst und Musik  – wurde durch einen  entsprechenden Studiengang in Bielefeld beflügelt, wo Sara Buschulte kostbare Erfahrungen in ihrer kleinen Fakultät sammeln konnte: „Das war eine ganz wichtige und wunderschöne Zeit für mich“. Für ihre Abschluss-Arbeit hatte sie den Afrikanischen Tanz mit musikalischen und künstlerisch gestaltenden Mitteln umgesetzt.

Afrika als Vorbild: Gemeinschaft statt einsamer Egoismus und  Individualismus

Zur Recherche hatte sie zuvor zwei Wochen in Afrika verbracht, die ihr Weltbild stark geformt haben. Sie schildert beeindruckt: „Wie einfach und unkompliziert die Menschen dort in einer großen Gemeinschaft in ständigem Beisammensein leben – hart arbeitend aber immer singend und fröhlich.“ Bei ihrer Rückkehr nach Deutschland sei noch einmal deutlich geworden, „welch kompliziertes, riesiges Konstrukt wir hier über das ursprüngliche Leben aufgebaut haben.“ Statt Gemeinschaft  würden der Individualismus und der Egoismus gehypt, wodurch letztlich doch viele Menschen im Grunde unglücklich und einsam seien. Sara Buschultes Werte sind da andere : Siehe oben. 

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Musik-Erfolge mit „Saras Wohnzimmer“

Nachdem das anschließende Leben in Dortmund-Sölde mit Mann und Kind nicht nur wenig Raum für ihr Kunstschaffen ließ, sondern auch wenig Platz für die gewachsene Familie bot, kam es bei einem Spaziergang durch Schwerte zu der Entscheidung, in eine größere Wohnung nach Schwerte zu ziehen. Sie seien völlig beeindruckt von der schönen Altstadt und der Idylle an der Ruhr gewesen. Als letztlich ausschlaggebend sei der auf dem Spazierweg liegende Waldorfkindergarten gewesen. „Da wusste ich sofort: das ist der Kindergarten für mein Kind,“ berichtet Sara Buschulte lachend.

Tochter Ayona ist inzwischen bereits mehrere Jahre in der Schule. Momentan steht die Musik als Passion und Beruf im Mittelpunkt: Mit ihrer Band „Saras Wohnzimmer“ feiert sie gemeinsam mit ihrem Mann und weiteren Musikern Erfolge weit über die Grenzen Schwertes hinaus. Zudem arbeitet sie als Klavierlehrerin in einer Schwerter Musikschule.

In Schwerte erstmals ein Gefühl von zu Hause

Und zum Schluss hatte sie noch ein schönes Kompliment für ihre neue Heimatstadt: „Hier wurde ich sofort aufgenommen und mitgenommen, die Menschen grüßen Dich schon nach einer Woche, das kannte ich zuvor nicht. Alle sind super freundlich. Ich glaube, in Schwerte fühle ich mich  das erste Mal zu Hause.“

Sara Buschultes Vortrag von Herbert Grönemeyers „Glück“ rundete den Abend mit beeindruckendem Gesang stimmungsvoll ab.

Unterschiedliche Gäste inpunkto Humor und Mut auf einer Welle

Auch wenn die beiden Gäste des Abends und ihre bisherigen Vita sehr unterschiedlich waren – der geerdete,  lebenserfahrene Gunther Gerke, mal „bunter Vogel“, mal empathischer Betreuer geistig-behinderter Menschen – und die feinfühlige, weltoffene junge Sara Buschulte mit einem selbst ironisch angemerkten kleinen Hang zur Romantik – haben die beiden doch viele Gemeinsamkeiten: Eine gehörige Portion Humor, die Liebe zur Musik, die beide in Schwerte bekannt gemacht hat, keine Vorliebe für geradlinige Wege, eine lebensbejahende Einstellung und ganz viel Mut, sich immer neuen Lebenssituationen zu stellen und Neues auszuprobieren.

Am Ende schwärmten sowohl die Interview-Gäste als auch das Publikum von der wunderbaren Atmosphäre in der ehemaligen Museumshalle und dem gemütlichen, netten Abend mit sowohl lockeren als auch tiefergehenden Gesprächen – begleitet mit Fotos aus dem Lebensalbum.

Redaktion und Fotos:Martina Horstendahl

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siehe auch Bericht www.ruhrtal-journal.de/menschen-bewegen-humorvolle-gespraechsrunde-mit-sara-buschulte-und-gunther-gerke/


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Menschen bewegen Schwerte: Gunther Gerke und Sara Buschulte nehmen am 18. Oktober auf dem Sofa im Alten Rathaus Platz

Gunther Gerke und Sara Buschulte sind am Donnerstag, 18. Oktober 2018,  um 19.30 Uhr zu Gast in der Reihe „Menschen bewegen Schwerte“ im Alten Rathaus am Markt.

 „In gemütlicher Atmosphäre  einmal eine ganz andere Seite zeigen, offene Worte finden, Nähe zulassen: Den Menschen hinter dem öffentlichen Bild möchten wir kennenlernen, wenn unsere Gäste in unserer Sofa-Ecke Platz nehmen,“ erklärt Mitorganisatorin Martina Horstendahl  das Ziel der Veranstaltung-Reihe  „Menschen bewegen Schwerte“ und fährt fort: „Wir holen die Menschen in die Mitte“.

Bereits zum dritten Mal stellen die Moderatorinnen Jennifer Sandhu und Martina Horstendahl  in dem Bürger-Projekt aus dem „Atelier der Ideen“  Schwerterinnen und Schwerter vor, die in unserer Stadt etwas bewegen. Das sind Persönlichkeiten, die sich sozial engagieren, politisch aktiv sind oder sich künstlerisch einbringen. Sie erzählen  anhand von Bildern aus ihrem Leben, stellen sich den Fragen und geben Einblick in ihre Persönlichkeit und Ihr Engagement in Schwerte.

Am 18. Oktober werden die Zuschauer wieder Interessantes über die Vielseitigkeit der Gesprächsgäste erfahren. Gunther Gerke ist beispielsweise nicht nur als Sänger (u.a. Schwerter Operettenbühne) aktiv, sondern auch als Schauspieler, Filmemacher und Betreuer. Auch Sara Buschschulte, die momentan mit ihrer Band „Sara´s Wohnzimmer“ eine ständig anwachsende Fan-Gemeinde begeistert, hat noch ganz andere Facetten.

„Menschen bewege Schwerte“ ist ein Bürger-Projekt aus dem „Atelier der Ideen“ der Bürgerstiftung St. Viktor.  Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.


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csm_DSC_7266_2_ca1e349563 Auf dem Sofa: (v.l.) Jennifer Petroll, Lars Blömer, Theo Spanke und Martina Horstendahl

csm_IMG_8684_2_437ccec2e6 Theo Spanke am Klavier

csm_DSC_7284_2_fd5b1aeab2 v.l. Martina Horstendahl, Theo Spanke und Lars Blömer

csm_IMG_8682_5faf4fad2f Jennifer Petroll und Lars Blömer im Gespräch

29.06.2018

Zwei Seelen in einer Brust: Musik & Medizin

Faszination Theater: in Beruf & Ehrenamt

Blick in Foto-Alben zeigt das Leben von Theo Spanke und Lars Blömer

Theo Spanke erzählte, wie er es schafft, mit zwei Seelen in seiner Brust ein zufriedenes Leben zu führen – seine Liebe zur Musik kann er mit seiner Faszination für den  Arztberuf problemlos unter einen Hut bringen.  Lars Blömer zeigte auf, wie er seine Hingabe für das Theater nicht nur ehrenamtlich,  sondern auch beruflich als Lehrer in einem Gymnasium leben kann, das viel Wert auf die Theaterpädagogik legt.

Private Seite kennengelernt

In der gut besuchten Gesprächrunde „Menschen bewegen Schwerte“ hatten die beiden Schwerter gemütlich auf dem Sofa im Alten Rathaus Plaz genommen und locker aus ihrem Leben und aus ihrem Alltag berichtet.  So konnten die Besucher in dem Bürger-Projekt der Bürgerstiftung St. Viktor auch einmal die private Seite der beiden kreativen Persönlichkeiten kennenlernen. Anhand von Fotos aus dem Familienalbum konnte der Werdegang der Beiden hautnah verfolgt werden.

Prägende Väter

So zeigte Theo Spanke auf, wie er zur Musik (u.a. Band „Soulfingers“) und zur Medizin kam oder welche Erziehungsmethoden er für seine Kinder bevorzugt. Lars Blömer erzählte von seiner Begeisterung für das Theater schon in Jugendjahren und dass sein Vater, der sich lange an Heim und Herd um die Erziehung der Kinder kümmerte während die Mutter arbeitete, auch seine eigene Vaterrolle und das Verhältnis zu seinem Sohn geprägt hat.

Engagement im Ehrenamt

Wichtiger Punkt war natürlich aus das ehrenamtliche Engagement, das beide Gesprächsgäste auszeichnet – ob Impfungen für Geflüchtete und Benefitz-Konzerte (Theo Spanke) oder die Arbeit als Theater-Intendant des Theater am Fluss, im Jugendhandball  und in der kulturinitiative Schwerte (Lars Blömer). 

Mehr Unterstützung für Jugend und Kultur

Die Fragen der beiden Gastgeberinnen Jennifer Petroll und Martina Horstendahl  wurden offen und bereitwillig beantwortet. Sie brachten neben der teilweise nicht immer geradlinigen Lebensgeschichte auch Vorlieben der beiden Gäste, eigene Wünsche und Wünsche für Schwerte zur Sprache. So wünscht Lars Blömer sich, dass die Kultur in Schwerte seitens der Stadt mehr Unterstützung erhält. Auch der Verkehr in der Ruhrstadt ist ihm ein Dorn im Auge. Theo Spanke plädiert dafür, dass mehr für die Jugend in Schwerte getan wird was z.B. Treffpunkte und Proberäume für Bands angeht.

Anregender Plausch unter Freunden

Insgesamt war dies wieder ein gelungener Abend mit hohem Unterhaltungswert in Wohlfühl-Atmosphäre, wie eine Besucherin am Ende zusammenfasste: „Das war, als habe man gemütlich mit Freunden beisammengesessen und sich amüsant und angeregt unterhalten.“

Redaktion: Martina Horstendahl/ Fotos: Andrea Schütte, Martina Horstendahl

csm_DSC_7277_80267824b9 Theo Spanke sorgte für Stimmung mit Klavier und Gesang

csm_DSC_7270_8aa128da87 Lars Blömer rezitierte Gedichte, die ihm etwas bedeuten

siehe auch Bericht im ruhrtal-journal: www.ruhrtal-journal.de/menschen-bewegen-schwerte-guter-auftakt-mit-theo-spanke-und-lars-bloemer/


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18.06.2018

Spannende Gesprächsrunde mit

Theo Spanke und Lars Blömer

Schwerter Persönlichkeiten bei „Menschen bewegen Schwerte“

„Wir haben zwei hochkarätige Schwerter Persönlichkeiten zu Gast“,  freut sich  Moderatorin Jennifer Petroll und verspricht einen interessanten Abend mit spannenden Gesprächen in der Reihe „Menschen bewegen Schwerte“ am Mittwoch, 27. Juni, um 19.30 Uhr im Alten Rathaus am Markt.

Diesmal sind Lars Blömer, Lehrer und Intendant des Theaters am Fluss (TaF),  und Theo Spanke, Arzt und Musiker (Soulfingers), zu der unterhaltsamen Gesprächsrunde eingeladen, einem Bürger-Projekt aus dem „Atelier der Ideen“ der Bürgerstiftung St. Viktor.

Eingebettet in die Bilder ihres Werdegangs erzählen Theo Spanke und Lars Blömer aus ihrem Leben und stellen sich den Fragen der Organisatorinnen und Gastgeberinnen Martina Horstendahl und Jennifer Petroll. „Wir möchten engagierte Schwerter in die Mitte holen –  in die Mitte der Stadt und in die Mitte der Aufmerksamkeit,“ erklärt Martina Horstendahl. Wichtig sei dabei der Blick hinter die Fassaden und die Frage, was diese kreativen und einsatzfreudigen Menschen antreibt, sich in die Gemeinschaft einzubringen.

So geben die beiden Gäste an diesem Abend einen offenen Einblick in ihre Persönlichkeit, in ihre Geschichte und in ihr Engagement für Schwerte. Zudem berichten sie von ihren Wünschen und Visionen für die Heimatstadt Schwerte. Und natürlich stehen auch kleine künstlerische Beiträge von Theo Spanke und Lars Blömer auf dem Programm. 

Der Eintritt ist frei. Spenden für die Bürger-Projekte der Bürgerstiftung St. Viktor sind willkommen.


Gesprächsrunde als neues Format im Museum

Wir richten den Fokus auf Menschen und Lebenswege hinter dem Engagement

Im Vordergrund steht nicht nur das Engagement, sondern auch die Frage: Wer steckt dahinter? Wer ist diese aktive Person? Was treibt diese kreativen und einsatzfreudigen Menschen an, sich in die Gemeinschaft einbringen?

Unter dem Titel „Menschen bewegen Schwerte“ möchten Hille Schulze Zumhülsen und Martina Horstendahl als Gastgeberinnen diesen Fragen nachgehen. Dazu werden aktive Menschen aus Schwerte eingeladen, die sich, ihren Werdegang eingebettet in ihren Lebensweg und ihre engagierten Anliegen in einer Gesprächsrunde dem Publikum vorstellen. Zu diesen Begegnungen holen wir in unserem Bürger-Projekt aus dem „Atelier der Ideen“ drei mal im Jahr Menschen in die Mitte  – in die Mitte der Stadt und auch in die Mitte der Aufmerksamkeit. Langfristiges Ziel ist, dieses Format als Reihe im Museum zu etablieren.

Zum ersten Treffen wird am Mittwoch, 28. Februar 2018, um 19.30 Uhr in das ehemalige Museum eingeladen. Dann stellen sich zwei starke Frauen den Fragen der Moderatorinnen und des Publikums: Elisabeth Stark Reding (Künstlerin) und Birgit Wippermann (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schwerte) eröffnen die Reihe.

Gäste der nächsten Gesprächrunde am 27. Juni sind dann zwei starke Männer: Dr. Theo Spanke und Lars Blöhmer.

Wir können uns auf spannende Gespräche und Begegnungen freuen.


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03.03.2018

Wie Buntstifte und Patentanten                       das Leben entscheidend prägen können

Gleichstellungsbeauftragte Birgit Wippermann und Künstlerin Elisabeth Stark-Reding im Gespräch bei „Menschen bewegen Schwerte“

Sie gaben Einblick und hinterließen Eindruck: Künstlerin Elisabeth Stark-Reding und Gleichstellungsbeauftragte Birgit Wippermann erzählten in der Reihe „Menschen bewegen Schwerte“ aus ihrem Alltag, von ihrem Werdegang und von ihren Zielen. Ganz offen wurden Höhen und Tiefen aus zwei bewegten und spannenden Lebensbiografien im Gespräch mit Martina Horstendahl und Hille Schulze Zumhülsen dargestellt, Nähe zugelassen.

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Birgit Wippermann: Groß denken mit einem Herz für Frauenthemen

So berichtete Birgit Wippermann von ihrer Dankbarkeit zu ihrer Patentante, die sich für sie eingesetzt hatte, dass sie als Kind einer typischen Arbeiterfamilie aus Dortmund Huckarde Anfang der 70er Jahre auf das Gymnasium kam. Das Umfeld des Gymnasiums sei genau richtig gewesen, erklärte Birgit Wippermann: „Ich brauche Menschen um mich, die groß denken können“.

In der Jugend war sie nicht nur in der Jugendarbeit einer Kirchengemeinde, sondern auch in der Friedensinitiative und bei Anti-Regan-Demos ehrenamtlich engagiert. Mit der  Bekenntnis: „Ich war mit 16 Jahren ziemlich rebellisch, sehr zum Leidwesen meiner Mutter, wir hatten ziemlich viel Stress,“ wurde eine Phase beschrieben, die offenbar viele Besucherinnen und Besucher aus eigner Erfahrung kannten, wie der humorvollen Zustimmung zu entnehmen war.

„Als Neuanfang“ beschrieb Birgit Wippermann den Amtsantritt 1991 in Schwerte, als sie als studierte Dipl.Pädagogin die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten übernahm, die zuvor 1,5 Jahre unbesetzt war. „Aber ich hatte tolle Unterstützung durch die Schwerter Frauengruppen“, hob sie hervor, mit denen sie noch heute gut und eng zusammenarbeitet. Gute Unterstützung habe sie dann auch während ihrer neunmonatigen Elternzeit 1999 um die Geburt von Sohn Fin herum durch ihre Vertreterin Anke Skupin erhalten.

In ihrer bisherigen Arbeit hat Birgit Wippermann zusammen mit dem überparteilichen Frauennetzwerk bereits zahlreiche Schriften und Erhebungen zu Frauenfragen in Schwerte herausgegeben. Und auch der ganz persönliche Kontakt sei wichtig, wie sie betont: „Zu mir kann jede Frau kommen, egal mit welcher Frage, welchem Anliegen oder mit welchem Problem.“ Ihr Büro im Rathaus stehe für alle offen.

Zur Frage, ob Emanzipation heute erreicht sei, meint sie, diese sei zwar fortgeschritten, aber noch lange nicht abgeschlossen. Das verdeutlichte sie an Beispielen aus der Werbung, noch nicht ausreichend ausgebauter Kinderbetreuung und an ungleichem Lohn für Mann und Frau. Dem letzten Thema ist auch das aktuelle nächste Projekt gewidmet: Am Equal Payday am 17. März werden Birgit Wippermann und die Arbeitsgemeinschaft Schwerter Frauengruppen Aktionen starten, um auf das Problem aufmerksam zu machen und Abhilfe zu fordern.

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Elisabeth Stark-Reding: Wichtig sind Frieden, Toleranz und Familie

Elisabeth Stark-Reding erzählte davon, wie ihre Vorliebe für die Farben rot und blau, die sich durch ihr ganzes künstlerisches Werk als Malerin und Bildhauerin zieht,  bereits in frühen Kindertagen in den 50er Jahren geprägt wurde durch das Geschenk ihres Bruders Josef: einem Metallkasten mit beidseitig benutzbaren Buntstiften. Der ihre spätere Kunst so stark beeinflussende Lieblingsstift war der mit den beiden Spitzen in rot und blau…

Wichtige Themen ihrer Arbeit sind seit jeher Frieden und Toleranz. Schon ihre Abschlussarbeit an der Fachhochschule für Design in Dortmund stand unter dieser Überschrift.

Spannend war von den vielen Auslandsaufenthalten und -Stipendien zu hören – u.a. von Italien über Finnland und Afrika. Ebenso berichtete sie, wie wohl und behütet sie sich nach dem frühen Tod des Vaters zwischen und den Zwillingsbrüdern Peter und Paul, die zehn Jahre älter waren und ihrem 20 Jahre älteren Bruder Josef gefühlt habe.

Das Familien-Leben habe auch heute noch einen hohen Stellenwert. Elisabeth Stark-Reding lebt seit 40 Jahren mit ihrem Ehemann und Seelenpartner Christoph zusammen, mit dem sie auch immer wieder in Projekten zusammen arbeitet. In Schwerte leiten sie bereits seit 3 Jahren gemeinsam Workshops in der Justizvollzugsanstalt mit Gefangen zur Gestaltung des Schwerter Krippenwegs. Mit den gemeinsamen Kindern und der Mutter haben sie lange zusammen unter einem Dach in ihrem selbst geplanten Haus in Villigst gewohnt. Der Tod ihrer ältesten Tochter, die im vorigen Herbst an Krebs gestorben ist, hat Elisabeth Star-Reding tief getroffen. Auf eine Zuschauer-Frage, woran sie momentan arbeite antwortete sie: „Ich verarbeite gerade noch den Verlust meiner Tochter. Ich war danach wie gelähmt und konnte wochenlang nicht malen. Es geht inzwischen wieder etwas besser, aber ich bin noch im Verarbeitungsprozeß.“

Ehrenamtlich ist sie weiterhin stark im Einsatz. So hat sie 11 Jahre lang Postkarten für den Kinderschutzbund gestaltet, seit 2005 liest sie einmal im Monat in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund für Erwachsene, Jugendliche und Kinder vor.

Und Elisabeth-Stark-Reding arbeitet selbst auch als Autorin. Zwei Tage vor der Veranstaltung „Menschen bewegen Schwerte“ hat sie auf unseren Wunsch, einen eigenen Text vorzutragen, ein neues Gedicht verfaßt, das sie am Ende des Abends mit großem Erfolg vorgetragen und uns auch für unsere Seite zur Verfügung gestellt hat.

Redaktion Martina Horstendahl / Fotos Eva Hammoudo

Résumé

Du fragst: „Wo sind die Jahre geblieben?“

Unbarmherzig ist sie, die Zeit

Ein Blick in den Spiegel verrät,

langes, intensiv gelebtes Leben.

 

Abenteuerliches Jungsein.

Glücksgefühle.

Geborgenheit.

Sorglos gelebte Liebe.

Grenzenlose Freiheit.

 

Dann Momente der Trauer,

schmerzhaft, unerträglich.

Trübe Gedanken.

Kinderlachen befreit.

Unbarmherzig ist sie, die Zeit.

 

In Würde alt werden,

leicht dahingesagt.

Du legst deine Hand in meine

Ich fühle Wärme.

Ich spüre Liebe.

So lange schon.

 

Elisabeth Stark-Reding

Feb. 2018

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